Wednesday, December 16, 2020

Der Anfang vom Ende

Schließlich findet man sich aber dennoch wieder, zuerst in der Wildnis und dann in Baldurs Tor. Man schreibt den 26. Flammleite, das Wetter ist in Ordnung, und die Helden stimmen sich darauf ein, die restliche Zeit vor dem alles entscheidenden Tag im Ukthar hier zu verbringen. Nach einigen Tagen Beinarbeit hat man sich wieder halbwegs in der Stadt eingefunden, Aelea im Besonderen hat einige Stunden tief in Gedanken über ihre lang zurückliegende Zeit als Mitglied einer diplomatischen Mission verbracht. Aber schnell wird klar, dass alle Fäden ohnehin am Hafen zusammenlaufen. Die große Nachricht in der Stadt dieser Tage ist eine Expedition zu einer nahen Meeresregion, in der viele Handelsschiffe seltsamen Phänomenen (und Shahuagin) zum Opfer gefallen sind, ca. 14 Seemeilen vor der Stadt. Das Unternehmen soll am 10. Eleasias starten und 1-3 Monate dauern, also ist noch Zeit zu überlegen. Doch die Gruppe beschließt bald, diese Gelegenheit anzunehmen, vor allem Aelea rechnet vor, dass nachher noch mehr als genug Zeit ist nach Evereska zu kommen. 

Oslarelar nutzt die Zeit, bevor die Verhandlungen beginnen, und spioniert die Lage rund um die Expedition etwas aus. Nach einigem geschickten Nachforschen bei Händlern, Lagern und diversen Hintermännern ist klar, viel feilschen wird nicht möglich sein, aber die Prämien sollen fair sein, mit prozentueller Gewinnbeteiligung für besondere Talente (wie Abenteurer zum Beispiel), und natürlich hochwertiger Ausrüstung und Magie damit arbeiten am Meeresgrund überhaupt möglich sind. Und es lässt sich auch sonst einiges über die Lage vor Ort in der See erfahren, wenig Seeteufel sollen dort sein, aber viele tiefe Spalten im Meeresboden, und seltsame magische Phänomene. Schätze gibt es garantiert, doch sind sie einerseits stark magisch geschützt (sonst wären sie nicht mehr dort) und andererseits wissen die Händlergilden deshalb so genau was vor Ort ist, weil schon zwei vorherige Expeditionen in den letzten 20 Jahren fehlgeschlagen sind. Hohes Risiko, hohe Belohnung, ganz nach dem Geschmack der Schicksalswanderer? Definitiv, der Vertrag wird unterschrieben, in 12 Tagen läuft die Expedition aus.

Nach den Verhandlungen, die seiner Meinung nach extrem erfolgreich waren (immerhin die Hälfte der Anderen stimmt dieser Aussage zu) belohnt sich Oslarelar und "geht ein zwei Gläser trinken". Mehrere Tage später wird die alljährliche Gildengala der Dachdecker, Rinnenschmiede und Schornsteinfeger von einem bizarren Zwischenfall überschattet, als ein halbnackter Elf und ein definitiv nackter Efreetiprinz samt fünfzehn Kurtisanen verschiedener Rassen verkehrt herum und offensichtlich betrunken auf einem fliegenden Teppich durch die Versammlungshalle pflügen und das Buffet in Schutt und Asche legen. Indes lässt Aelea die Hüllen fallen, und zwar auf den Tresen eines Händlers für magischen Hausrat, der ihr ihren alten Mantel mäßig begeistert zu Gold macht. Danach verwaltet sie den nicht unerheblichen Fundus an Schriftrollen der Gruppe, und prägt sich einige der Sprüche ein. Tanyl ist der Nutznieser des Ganzen, und bekommt einige Überzählige ab. Er ist aber eigentlich beschäftigt damit sich mit seiner Alchimiekunst auf die große Fahrt vorzubereiten und nebenbei Geld zu verdienen, und zwar mit einigen Tränken und einer auffällig hübschen Bag of Holding. Isleth bekommt auch etwas zu tun, Aelea wünscht sich von ihr ein Abhärtungstraining. Dieser Aufgabe widmet sich die Barbarin mit absoluter Hingabe, und laut einem gequält lächelnden Aenialis kann man aus dem Zimmer von Isleth und Aelea bis spät in die Nacht Trainingsgeräusche hören. 

Am 10. Eleasias finden sich alle am Kai ein, Oslarelar etwas schwankend, und Aelea etwas humpelnd, aber die Fahrt beginnt! Das Wetter ist miserabel, und die abergläubischen Seeleute sind schon dabei die schlechten Omen zu bejammern und mehr Geld zu verlangen. Doch die Expedition kommt gut voran, auch weil die Seeleute tatkräftige Unterstützung von der nautisch überraschend begabten Isleth bekommen. Eine Zimmerin die Nägel fast mit der bloßen Hand ins Holz drücken kann hat auch kaum noch jemand gesehen. Tanyl beschäftigt sich mit den hochentwickelten magischen Instrumenten der Expedition und kann sie gemeinsam mit Aelea nicht nur in Stand halten, sondern auch korrekt justieren. So erreicht die Flotte in guter Zeit die Zielregion, und die wahre Arbeit beginnt. Saboteure haben die Expedition unterwandert, werden aber aufgespürt und verschwinden recht plötzlich auf Nimmerwiedersehen. Die Helden haben keine Zeit darüber nachzudenken, denn die Tauchgänge werden durch Shahuagin-Angriffe immer gefährlicher. Aenials und andere Krieger tun ihr Bestes, um die Wesen fernzuhalten, aber einige schaffen es immer wieder Material oder gar Taucher zu greifen und in den Tiefen zu verschwinden. Anderenorts ist die Lage etwas besser, Verhandlungsdelegationen, unter anderem mit Oslarelar, schaffen es einige Konflikte zu vermeiden. In einem gefährlichen Doppelspiel werden gleichzeitig Stoßtrupps losgeschickt, um Späher und Wächter der Shahuagin zu jagen und exponierte Lager zu zerstören. Oslarelar überredet Isleth hier ihre Fähigkeiten einzusetzen, und ist im Nachhinein etwas überrascht wie...effektiv seine Cousine in Guerrillakrieg und Shocktaktiken ist. Entsprechend hoch ist auch der Anteil den Isleth verdient (und den sie benutzt, um ihre Schulden bei Geliebten und Verwandten zu bezahlen).

Aber dann setzt Tanyl ein Boot in Brand und alles ändert sich. Ein ambitioniertes alchemisches Experiment gerät außer Kontrolle, und ein ganzes Schiff wird der Raub der Flammen. Damit nicht genug, mehrere Seeleute finden einen grausamen Tod in den vielfarbigen Flammen. Oslarelar versucht die Wogen zu glätten, kann aber nur erreichen, dass Tanyl nicht an Ort und Stelle der Prozess gemacht wird. Sein Anteil ist dahin und er wird in Baldurs Tor vermutlich wegen Mord vor Gericht gezerrt werden. Zumindest wäre das passiert, hätte Aelea bei dem Brand nicht an Ort und Stelle die industrielle Version des Spruches Mend mittels Metamagie erfunden und das Schiff fast so schnell repariert wie die Flammen um sich griffen (was offensichtlich eine seltsame Raum-Zeit Anomalie verursachte). So wird das Schiff nur schwer beschädigt, und es gibt nur ein paar leicht Verletzte zu beklagen. Oslarelar kann so gemeinsam mit Tanyl zumindest aushandeln, dass dieser weiterarbeiten darf und "nur" wegen Schadenersatz geklagt wird. Tanyl überlegt die Expedition einfach sein zu lassen und sich davon zu teleportieren. 

Eines Abends ist es dann auch wieder soweit, ein Schatten in der Ecke verdreht sich konvulsiv und spuckt Kimuriel aus. Die Helden sind bereit, er ist unhöflich und schlägt ihre Gastfreundschaft aus. Man erstattet ihm Bericht, wobei sogar der arrogante Drow nicht verbergen kann, dass ihn die Befreiung des Zomok beeindruckt. Sonst ist er ganz der gute alte Kimuriel, möge er in eine Grube voller Schlangen stürzen.

Die Expedition nähert sich unterdes ihrem Höhepunkt, doch Repräsentanten des größten Shahuagin-Stamms der Gegend blockieren die Ausgrabungen und wollen die Helden selbst sprechen. Die Helden erwarten eine Falle, und werden nicht enttäuscht. Kaum das Aenialis und Oslarelar mit dem Prinz der Seeteufel zu sprechen beginnen, gibt der Schurke Alarm, zwei gigantische Megalodons nähern sich in Deckung einiger Stalagmiten den Helden. Tanyl zermatscht einem der Wesen fast sein unterentwickeltes Gehirn, was es leider kaum zu stören scheint, und auch der hinterhergeworfene Feuerball kocht zwar Teile des Megalodons durch, aber die schiere Masse des Wesens schützt es vor schlimmeren, bevor er aus der Dampfwolke schießt und Tanyl so schnell verschluckt, dass er es zuerst gar nicht bemerkt. Oslarelar rammt dem verräterischen Shahuaginprinz derweil die Faust gegen die Kiemen und ein Schwert in die Rippen, was diesen erzürnt blubbern lässt. Isleth stürzt sich auf den anderen Megalodon, der sich sehr freut dass ihm das Essen direkt ins Maul schwimmt und sie einfach schluckt. Aelea spricht Verteidigungszauber, während weitere Seeteufal aus dem Hinterhalt auftauchen. Die Leibwache des Prinzen stürzt sich ebenfalls auf die Gruppe, und besonders der Priester, den die Helden begleiten sollen und der eigentlich die Verhandlungen führen sollte, wird schwer mitgenommen. Aber nach wütenden Gegenangriffen der Helden, welche nicht nur einige Shahuagin sondern auch beide Megalodon tot im Wasser zurücklassen, ergibt der Prinz sich und schwört, dass sein Stamm die Ausgrabung in Ruhe lassen wird. Nachdem einige Tage lang keine Shahuagin mehr gesichtet werden scheint das Versprechen zu halten.

Es wird sehr ruhig an Bord der Flotte, und Routine kehrt ein. Es ist klar, dass die Expedition die volle Länge in Anspruch nehmen wird, und plötzlich ist Aelea alles andere als sicher, dass es eine gute Idee war auf diese Expedition zu fahren (was ihren Verwandten etwas das Gesicht einschlafen lässt). Die Magierpriesterin hält eine ausschweifende und eindringliche Ansprache, und schlägt vor die Expedition sofort zu verlassen, alles liegen und stehen zu lassen und nach Evereska zu eilen. Ein hehres Ziel, aber nicht ehrenhaft so gegen einen Vertrag zu verstoßen, außerdem mit der Lage in Evereska potenziell für den weiteren Plan gefährlich. Nach einigem hin und her entscheiden sich Tanyl (der ohnehin genug hat) und Oslarelar (der bestochen wird) für eine Mission nach Evereska zu reisen, während der Rest die Expedition bis an ihr Ende durchzieht. Die beiden infiltrieren die Stadt erneut erfolgreich (dem Schurken fällt langsam auf wie einfach man Evereska in kleinen Gruppen unterwandern kann) und vielerorts keimt im Stillen die Revolution, bevor Schurke und Orakel sich wieder davonstehlen ohne viel Aufmerksamkeit erwecken. Vor der Schwertküste ist man unterdessen weniger erfolgreich, die Expedition kann zwar für die Investoren erfolgreich abgeschlossen werden, aber der Gewinn ist wesentlich geringer als gedacht. Die Helden werden mit einer Auswahl an magischem Bergungsgut und einigem Lob bedacht und man trifft sich gegen Ende des Marpenoth, um zu beraten was man vor dem Tag der Schlacht noch tun kann. Aenialis kann noch dank Oslarelar unbemerkt mehrere Gruppen Rebellen ausrüsten und in der Stadt in Stellung bringen, bevor die Schicksalswanderer tief in ihre Geldbeutel greifen und alles was geht in Ausrüstung investieren. Denn der Tag der Entscheidung steht kurz bevor, so kurz das Kimuriel die Helden diesmal mitnimmt an einen unbekannten Ort im Unterreich.

Hier trifft man nicht nur Jarlaxle zum Tee (und Wein, und Suppe, und drei Gängen Fleisch, und...) sondern ist sein Intimus Cosgenel auch einmal wieder dabei, und trägt immerhin einiges sinnvolles zum Tischgespräch bei. Kimuriel ist auch da. Jarlaxle macht ein paar Witze auf seine Kosten. Es prallt an ihm ab. Nach diesem erbaulichen Bankett wird es ernst, und man hält Kriegsrat:

  • Der Zomok soll die Stadt frontal angreifen und die wenigen Priesterinnen die sich in der Stadt aufhalten direkt attackieren. 
  • Aenialis wird von der restlichen Gruppe getrennt genau das Sklavenheer anführen, welches er in den letzten Monaten ausgerüstet und in Stellung gebracht hat
  • Die restlichen Helden werden die Speerspitze eines Angriffs auf den ehemaligen Tempel der Hanali sein, wo Volztum, der oberste Alchimist des Hauses Faen-Tlabbar, die entsetzlichen Rituale und Massaker anrichtet, welche Elfen in Dämonen und schlimmeres verwandeln. Ihn auszuschalten hat oberste Priorität.
  • Bregan D'Aerthe wird eher im Unterreich Kommunikation stören und Portale blockieren, um zu verhindern das Verstärkung aus Menzoberranzan anrücken kann.
  • Sonst ist alles eine Abfolge an kleinen und großen Puzzlesteinen die sich zu einem Angriffsplan zusammenfügen. Elfenkorsaren werden mitsamt ihren Schiffen ins Herz der Stadt teleportieren, Waldläufer und Erzmagier aus dem Norden zuschlagen, und auch sonst wird ein Hagel aus präzisen Schlägen die Drowherrschaft beenden.

So jedenfalls der Plan.

Die Helden sind im Bilde, doch einigermaßen überrascht, dass der letzte Kampf ohne Aenialis stattfinden soll. Doch dieser ist zuversichtlich (und hatte anscheinend von der Sache gewusst?) man verabschiedet sich tränenreich, und der Paladin der Sommerkönigin steigert sich ein klein wenig zu sehr in den Augenblick hinein. Sein Angebot von kameradschaftlichem verbrennen der Handflächen wird nicht unbedingt allgemein angenommen. Nach kurzem betretenem Schweigen ergreift Isleth das Wort und nimmt ihrem Bruder noch das Versprechen ab, sich um Aelea zu kümmern, falls sie fallen sollte. Eine nüchterne Stimmung macht sich breit, und mehrere weitere Schwüre auf Familie und Heimat werden ausgetauscht.

 Am Ende einer langen und ereignisreichen Reise angekommen, schütteln sich die Schicksalswanderer noch die (teilweise) verbundenen Hände, und dann trennt man sich, vielleicht zum letzten Mal.

 

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